Persönliche Lernzeit statt Hausaufgaben!
Um das lebenslange und selbstständige Lernen zu fördern, gehen wir neue Wege. Unser gemeinsames Konzept dafür ist PerLe: die „Persönliche Lernzeit“.
Veränderte Gesellschaft fordert veränderte Schule: Das „lebenslange Lernen“. Unsere gesamte Welt befindet sich in einem raschen Wandel, der alle Lebens- und Arbeitsbereiche erfasst. Das Wissen in den einzelnen Gebieten wie z.B. Physik oder Biologie ist in den letzten Jahrzehnten so stark gewachsen, dass es in zehn Schuljahren nicht einmal annähernd vermittelt werden kann. Universalgenies wie Goethe sind beidem heutigen Wissensstand nicht mehr denkbar. Im Berufsleben ist es von großer Bedeutung „auf dem Laufenden“ zu bleiben, sich fortzubilden. Um die Informationsflut und den ständigen Wandel der Gesellschaft zu bewältigen, muss die moderne Schule den Kindern die Grundlagen des selbstständigen Lernens vermitteln. Unsere Schüler sollen lernen:
- Selbstständig Probleme zu lösen, statt vorgegebene Antworten auswendig zu lernen.
- Kompetente Fragen stellen zu können, statt ausschließlich Fragen zu beantworten.
- Mut zu haben, Fehler zu machen, statt diese ängstlich zu vermeiden.
- Mit anderen erfolgreich zu kooperieren, statt sich als Einzelkämpfer abzustrampeln.
- Mit anderen erfolgreich zu kommunizieren, statt ihnen ängstlich aus dem Weg zu gehen.
Schüler sollen „lernen zu lernen“, also einen „Lernwerkzeugkoffer“ in die Hand bekommen, mit dem sie sich ganz selbstständig Wissen aneignen können. Wir müssen die Gelegenheiten bieten, in denen Schüler vor reale Aufgaben gestellt werden, zu deren Lösung sie jenes Wissen benötigen, dass in der Schule vermittelt werden soll. Nur dann, wenn die Schüler gelernt haben, sich selbstständig Wissen anzueignen, wenn sie erfahren haben, dass Wissen dazu verhilft, selbst Probleme zu lösen, werden sie auch das so dringend notwendige lebenslange Lernen praktizieren. Und das bedeutet: Veränderungen auch für unsere Schule.
Die Persönliche Lernzeit ersetzt größtenteils die klassischen Hausaufgaben. Bei objektiver und gesicherter Betrachtung zeigen die herkömmlichen Hausaufgaben kaum wirkliche Leistungseffekte: Erst vor drei Jahren untersuchten Erziehungswissenschaftler der TU Dresden Ganztagsschulen in Sachsen und fanden heraus, dass Hausaufgaben kaum einen Leistungseffekt haben. Gute Schüler würden dadurch nicht unbedingt noch besser, sagte der Bildungsforscher Hans Gängler, „und schlechte Schüler begreifen durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben“. Nicht die Hausaufgaben sind für den Erfolg der Schüler entscheidend, sondern die pädagogische Betreuung. Unseren Schülern werden Lernstrategien vermittelt und die Inhalte werden durch Übungs- und Förderangebote vertieft. Dann können die Hausaufgaben endlich der Vergangenheit angehören – eine Last, die eigentlich nicht mehr ist als ein „jahrhundertealtes Ritual“. Förder- und forderbedürftige Kinder fühlen sich nicht ausgegrenzt und müssen nach dem Ablauf der regulären Unterrichtszeit nicht noch an zusätzlichen Förderstunden oder gar Nachhilfeunterricht teilnehmen. Mit Beginn des neuen Schuljahres stellen wir unsere Förderung auf das „ PerLe “ ( Persönliche Lernzeit) Konzept um. Das Konzept wurde auf mehreren pädagogischen Tagen durch das Lehrerkollegium angeeignet, intensiv reflektiert und gemeinsam beschlossen. Es wird im laufenden Betrieb den Gegebenheiten angepasst und weiter verfeinert. Wir sind eine lernende Schule! Mit einem massiv spürbaren Zeit und Personaleinsatz werden wir diese große Aufgabe bewältigen. Bis zu 9 Lehrer stehen zeitgleich zur Verfügung, um in einem effektiven Betreuungsverhältnis (max. 16:1) dem hohen Anspruch gerecht zu werden. Die PerLe wird von unseren Lehrerinnen und Lehrern – die in der PerLe als Lernbegleiter agieren – gesteuert. In diesen Stunden, die im 3. Block (nach der 6. Stunde) liegen, kann sehr intensiv in Kleingruppen gearbeitet und individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder eingegangen werden.
Ein professionelles „Lerntagebuch“ begleitet unsere Schüler dabei und gibt abrechenbare Auskunft über den Lernfortschritt. Ein durchdachtes Raumkonzept mit klaren Verhaltensregeln unterstützt den Gesamtprozess. Die PerLe findet je nach Klassenstufe 3x die Woche statt. Das unterschiedliche Lerntempo der Schüler wird durch parallel gesetzte, flexibel handhabbare und interessengesteuerte Arbeitsgemeinschaften berücksichtigt.
Es gibt in unserer Welt keine Patentrezepte mehr. Wir sind angewiesen auf die Bereitschaft aller, sich bei vollem Bewusstsein der Risiken immer wieder neu auf die Faszination gemeinsamer Lernprozesse einzulassen.
Die PerLe hat einfache Regeln:
- Ich lerne und lasse andere lernen.
- Ich nehme mir meine Lernzeit in meinem Lerntempo.
- Mein Freiraum gibt mir gleichzeitig eine große Verantwortung für mich.
- Mein Lernbegleiter berät mich.
- Ich führe mein Lerntagebuch ehrlich, gewissenhaft und ordentlich.
- Mein Lerntagebuch bespreche ich mit meinen Eltern und Lehrern.
- Mit den regelmäßigen Grundlagentrainings füllen ich meine Lernwerkzeugkiste.